Ein guter Ort zum alt Werden

 
 




Ein Kinder 1968er

Die Geschichte des Werner-Bockelmann-Hauses


 

Die Entstehung des Werner-Bockelmann-Hauses und der gemeinnützigen Werner-Bockelmann-Haus GmbH lässt sich nicht beschreiben, ohne auf die Stiftung Hilfswerk Berlin einzugehen, die alleinige Gesellschafterin der gemeinnützigen Werner-Bockelmann-Haus GmbH ist.

 

Nach dem Kriegsende 1945 befand sich West-Berlin nicht nur politisch in einer ungleich schwierigeren Situation als das übrige Deutschland. Die Blockade Berlins 1948 bis 1949 war dabei ein dramatischer Höhepunkt, bei dem die Versorgung der Westberliner Bevölkerung über die Luftbrücke nur mit zum Über- leben allernotwendigsten Gütern sichergestellt werden konnte. Selbst als sich im Nachkriegsdeutschland das Leben allmählich normalisierte und das Wirtschaftswunder seinen Einzug hielt, blieb die Situation für West-Berlin politisch und wirtschaftlich unsicher.

Nächtliche Stromsperren, Lebensmittelrationierungen, hohe Arbeitslosigkeit mit in der Folge vielen sozial Bedürftigen prägten lange Jahre nach Kriegsende das Leben der Bevölkerung. Vor allem Kinder, Kranke und alte Menschen waren Leidtragende dieser Lebensumstände. Die weiterhin schwierige Lage Berlins im Spannungsfeld politischer Interessen verdeutlichte sich im Bau der Mauer im August 1961. Der Zugang nach West-Berlin blieb erschwert, viele Wirtschaftsbetriebe wurden ins Bundesgebiet ver- lagert, an eine wirtschaftliche Gesundung der Stadt war weiterhin nicht zu denken.

Als die Berlin-Blockade die Versorgung der West-Berliner gefährdete wurde am 17. Juli 1948 in Frankfurt a.M. ein „Hilfskomitee zur Unterstützung Berlins“ ins Leben gerufen, das die von Ländern, Gemeinden, Firmen und Privatpersonen gespendeten Lebensmittel, Medikamente und Sachspenden an Not leidende Berliner weitergab. Unter dem Motto „Ein Platz an der Sonne“ organisierte das Hilfs- komitee ebenfalls eine Luftbrücke für Kinder, die mehrwöchige Ferienaufenthalte in westdeutschen Einrichtungen oder Pflegefamilien ermöglichte, wo sie erstmals wieder ausreichend zu essen bekamen und neu eingekleidet wurden.

Als auch nach Ende der Berlin-Blockade der Unterstützungsbedarf der Stadt absehbar blieb, wur- de im März 1955 aus der inzwischen in Hilfswerk Berlin umbenannten Organisation, eine Stiftung gebildet, die sich langfristig zur Aufgabe machte, Bar- und Sachspenden für die Berliner Bevölkerung zu sammeln und sonstige Hilfsmaßnahmen für die Berliner Bevölkerung durchzuführen, die sich aus der besonderen Stellung Berlins ergaben.

Im Mai 1955 wurden während der Fernsehausstrahlung eines bunten Abends die damals gerade 200.000 Fernsehempfänger gebeten „einen Platz an der Sonne“ für Berliner Kinder zu spenden. Der finanzielle Erfolg dieses Abends führte 1956 zur Einrichtung der Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“, deren Einnahmen zunächst ausschließlich sozialen Zwecken in Berlin zu Gute kamen. Die große Popularität und das immer größer werdende Spendenvolumen führte 1967 zur Gründung der Stiftung Deutsches Hilfswerk, die bundesweit soziale Projekte unterstützte.

Mit Beginn der sechziger Jahre hatte die Stiftung Hilfswerk Berlin ihre Hilfstätigkeit auch auf hilfebedürftige ältere Berliner ausgeweitet, hatte u.a. Ferienreisen für Senioren in das Bundesgebiet, Senioren- Weihnachtsfeiern oder Weihnachtspakete für bedürftige Senioren organisiert und dabei wie mit „Essen auf Rädern“ vielfach ganz neue Wege sozialer Hilfen beschritten. Seit 1964 richtete die Stiftung Hilfs- werk Berlin auch Altenklubs und Tagesstätten in Berlin ein.

Im Dezember 1967 regte die Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales von Berlin an, anlässlich des be- vorstehenden 20jährigen Bestehens, mit der Errichtung eines Altenzentrums ein sichtbares Zeichen des besonderen Wirkens der Stiftung für Berlin zu setzen; Vorstand und Kuratorium der Stiftung Hilfswerk Berlin stimmten dem Vorschlag Anfang 1968 zu. Als Dr. Werner Bockelmann, der zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender des Stiftungsvorstands war, nur wenige Monate später unter tragischen Umständen bei einem Autounfall ums Leben kam, beschloss der Vorstand, dem zukünftigen Altenzentrum den Namen Werner-Bockelmann-Haus zu geben.

Am 28.10.1968 wurde die Werner-Bockelmann-Haus GmbH gegründet, die Zuerkennung der Gemeinnützigkeit erfolgte ein halbes Jahr später. Gesellschafter waren die Stiftung Hilfswerk Berlin und das Land Berlin. Im März 1970 beschlossen der Senat und das Abgeordnetenhaus von Berlin, der Werner-Bockelmann-Haus gGmbH das 9833 qm große Grundstück in der Bundesallee 49/50 zu übereignen.

Am 23. Juni 1971 erfolgte die Grundsteinlegung und am 28. September 1973 wurde das Gebäude feierlich der Öffentlichkeit übergeben.

Zu Beginn der siebziger Jahre waren die meisten Altenheime von minimalen Standards geprägt. Dem- gegenüber beschritt die Stiftung Hilfswerk Berlin bei der Konzeption des Werner-Bockelmann-Hauses, als modellhaftem Seniorenzentrum zukunftsweisende Wege.

Eine selbst bestimmte Lebensführung sollte in einer modernen Wohnung des Seniorenwohnhauses so lange wie möglich gewährleistet werden. War dies wegen Pflegebedürftigkeit nicht mehr möglich, sollte mit dem Umzug in eines der kleinen Pflegeappartements (mit Pantryküche und eigenem Bad) ein eigenständiges Leben so lange als möglich gewährleistet bleiben. Die räumliche Nähe zum Pflegepersonal des Pflegebereichs sollte die notwendige Unterstützung hierbei gewährleisten. Komplettiert wurde das Seniorenzentrum mit dem vom Bezirk Wilmersdorf betriebenen Seniorenclub als geselligem Treffpunkt.

Nach über 35 Jahren seines Bestehens mussten zwar einige Anpassungen an veränderte gesetzliche Erfordernisse vorgenommen werden, jedoch ist auch noch heute die Grundkonzeption des Werner- Bockelmann-Hauses als lebendiges Haus mit Seniorenwohnhaus, Pflegeheim und Seniorenclub mit Frei- zeit- und Beratungsangeboten modern geblieben.